Psychologe
St. Gallen

 

Intimität

Sexuelle Erfüllung wird heute vor allem im Erleben eines vollen Orgasmus gesehen. Doch ob eine Beziehung Bestand hat, hängt davon ab, wie viel Zärtlichkeit, Hautkontakt, Lächeln und Augenkontakt gelebt werden. Diese Körpersignale stärken die Bindung.

Auf Orgasmus ausgerichtete Sexualität ist biologisch gesehen fortpflanzungsorientiert, wie Marnia Robinson in ihrem Buch „Das Gift an Amors Pfeil“ schreibt. Ein Orgasmus führt im Gehirn über die Ausschüttung von Dopamin zur Aktivierung des Belohnungssystems. So motivieren Gene Männer, Samenzellen in der Welt zu verbreiten. Sie motivieren Frauen, ihre Eizellen befruchten zu lassen. Damit erhöhen Gene ihre Chancen, weiterverbreitet zu werden.

Zusätzliche Chancen erhalten die Gene eines Menschen, wenn sich sein Interesse nach einer sexuellen Vereinigung anderen Partnerinnen beziehungsweise Partnern zuwendet. Das erreichen die Gene, indem die Dopaminausschüttung zu einem Sättigungsgefühl gegenüber dem Menschen führt, mit dem gerade eine Vereinigung stattgefunden hat. Das gilt für Frauen und für Männer. Dieses Sättigungsgefühl führt in vielen Fällen nach dem Orgasmus zum Impuls, auf Distanz zu gehen und in den Tagen danach häufig zu Gereiztheit. Dopamin weckt das Interesse an anderen Partnerinnen oder Partnern. Das ist die biologische Grundlage von Seitensprüngen.

In der ersten Phase einer Beziehung, während der Verliebtheit, schüttet das Gehirn zusätzlich zum Dopamin viel Oxytocin aus. Oxytocin stärkt die Bindung an einen bestimmten Menschen.

Nach der Geburt eines Kindes wird im Gehirn der Mutter und des Vater ebenfalls viel Oxytocin freigesetzt. Es macht die Eltern bereit, für das Kind körperliche Strapazen auf sich zu nehmen und mit viel Ausdauer zu sorgen.

Nach der Verliebtheit, die Monate bis gegen zwei Jahre andauern kann, geht die Oxytocinmenge zurück. Die Ausschüttung von Dopamin durch einen Orgasmus schafft dann eine Gefühlslage, die Paarbeziehungen vergiften und zu einem wachsenden Interesse an Außenbeziehungen führen kann.

Die für Paarbeziehungen destabilisierende Wirkung von Dopamin lässt sich bremsen, indem sich Paare im Alltag viele Berührungen, Zärtlichkeit, Intimität ohne Orgasmus, Blickkontakt und wohlwollende Präsenz schenken. Dies sind Elemente einer bindungsorientierten Sexualität und der Schlüssel zu einer langjährigen Partnerschaft. So lassen sich Erfahrungen von Verliebtheit auch langfristig bewahren und immer wieder von Neuem aufleben lassen.

Information zu Sexualberatung

  

intuitiv richtig – Psychologische Beratung

Dr. phil. Peter Flury-Kleubler, Psychologe FSP, Einzel- und Paarberatung, St. Gallen

 
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