Anerkennen, was da ist
Wenn jemand weint, ist in unserer Gesellschaft bei vielen der Impuls nahe, etwas gegen das Weinen zu tun. Das Weinen wird als etwas gesehen, das nicht sein soll. Dabei ist das Weinen eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten des Körpers, Spannung zu lösen.
Sagt uns jemand, dass ihn etwas traurig stimmt, ängstigt oder ärgert, ist der Impuls nahe, darin ein Problem zu sehen, das einer Lösung bedarf. Sobald wir versuchen, dem Gegenüber einen Rat zu geben, geschieht oft etwas, womit wir nicht gerechnet haben: Der andere fühlt sich unverstanden. Dabei haben wir uns doch solche Mühe gegeben.
Wenn jemand uns anvertraut, traurig, angstvoll oder ärgerlich zu sein, wünscht sie oder er, dass jemand da ist, der wohlwollend zuhört. Nur dies! Durch dieses empathische Da-Sein wird es leichter, mit der Traurigkeit, Angst oder dem Ärger zu sein. Ohne dass es darum geht, irgendetwas zu tun – außer mit der Not des anderen in Beziehung zu treten und sie anzuerkennen. Ganz oft braucht es gar keine Lösung mehr, weil der Körper sie längst gefunden hat. Weinen ist die Lösung.
intuitiv richtig – Psychologische Beratung
Dr. phil. Peter Flury-Kleubler, Psychologe FSP, Einzel- und Paarberatung, St. Gallen