Psychologe
St. Gallen

Psychologische Begriffe kurz erklärt

Schlaf

Schlaf ist ein Funktionszustand des Organismus, der sich mehrfach vom Wachen unterscheidet: Die elektrische Aktivität des Gehirns weist einen langsameren Grundrhythmus auf. Der Energieumsatz, die Atemfrequenz und der Puls sind reduziert. Das Immunsystem ist stärker aktiviert. So geschieht die Abwehr von Krankheitserregern und Krebszellen zu einem wesentlichen Teil während des Schlafs. Die Wahrnehmungsschwelle ist höher. Wir nehmen also im Schlaf viel weniger wahr. Äußere Reize reduzieren die Schlaftiefe. Starke äußere Reize können einen aufwecken.


Vor allem der von Träumen begleitete REM-Schlaf (REM: rapid eye movements) ist ein von intensivem bewusstem Erleben gekennzeichneter Funktionszustand. Im Vordergrund des Schlaferlebens stehen Vorstellungen in Form geträumter Bilder, Geräusche und Körperempfindungen sowie die dazu gehörenden Emotionen. Im REM-Schlaf, also während des Träumens, wird die Motorik vom Gehirn aktiv gebremst, damit wir die geträumten Bewegungen nicht ausagieren.

Der Schlaf verläuft in Phasen unterschiedlicher Tiefe. Der Anteil des Tiefschlafs ist zu Beginn höher und nimmt im Laufe des Schlafs ab. Im Schlaf tritt ungefähr alle 90 Minuten eine REM-Schlaf-Phase auf. Der REM Schlaf ist für das Lernen und die Verarbeitung von Erlebnissen von zentraler Bedeutung. Schlafentzug wird schon nach kurzer Zeit als existenziell bedrohlich erlebt.

Schlafmittel erleichtern das Ein- und Durchschlafen, reduzieren aber den Erholungswert des Schlafs und die Schlaftiefe.

Unsere Wachheit beziehungsweise unser Wach-Schlaf-Rhythmus wird gemäß einer von Alexander Borbély formulierten Theorie durch zwei einander überlagerte Prozesse gesteuert, einen homöostatischen und einen tagesrhythmusabhängigen.

Der homöostatische Prozess besteht darin, dass sich während des Wachseins in unserem Gehirn schlafauslösende Substanzen ansammeln, die durch Schlafen wieder abgebaut werden sollen. Dabei handelt es sich unter anderem um Adenosin, ein Produkt des Energiestoffwechsels. Je mehr Energie wir verbrauchen, desto mehr Adenosin sammelt sich an und desto müder werden wir.

Der tagesrhythmusabhängige Prozess entspricht dem Gang einer inneren Uhr, die den Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Die innere Uhr wird durch Umgebungslicht mit dem Umweltrhytmus synchronisiert. Der tagesrhythmusabhängige Prozess beeinflusst unter anderem die Körpertemperatur. Die innere Uhr zeigt eine gewisse Stabilität und lässt sich pro Tag nur begrenzt verstellen. Dies ist der Hintergrund des Jetlag-Phänomens nach einer Zeitumstellung, sei diese reisebedingt oder durch den Winterzeit-Sommerzeit-Wechsel verursacht.

Die beiden Prozesse überlagern sich. Je länger wir aktiv waren und je mehr wir uns der Nacht nähern, desto größer wird unsere Schlafbereitschaft.

Beide Prozesse sind beeinflussbar. Der homöostatische Prozess lässt sich durch Stimulantien, zum Beispiel Koffein, hemmen. Der tagesrhythmusabhängige Prozess reagiert auf Licht, insbesondere solches mit hohem Blauanteil, wie es für Bildschirme von Fernsehern, Computern und Smart Phones typisch ist. So lässt sich die Wachheit hinauszögern und der Schlaf unterdrücken, mit dem Risiko, dass der Wach-Schlaf-Rhythmus durcheinander gerät und der Schlaf beeinträchtigt wird.

 

intuitiv richtig – Psychologische Beratung

Dr. phil. Peter Flury-Kleubler, Psychologe FSP, Einzel- und Paarberatung, St. Gallen

 
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